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Die wirtschaftliche See ist rau

Wie das mittelständische Familienunternehmen LAUDA in diesen Zeiten Kurs hält

© LAUDA

Im baden-württembergischen Lauda-Königshofen ist ein Unternehmen angesiedelt, das seit 1956 Bestand hat und international vertreten ist – einst gegründet von Dr. Rudolf Wobser, nachdem er mit seiner Familie aus der damaligen DDR geflohen war: LAUDA, seit 2011 offiziell ausgezeichneter Weltmarktführer für exakte Temperaturen. Als Komplettanbieter ist das Familienunternehmen der Ansprechpartner für optimale Temperatur in Forschung, Produktion sowie Qualitätskontrolle. Das Temperaturspektrum reicht von minus 150 bis plus 550 °C, wobei eine Temperaturkonstanz von bis zu fünf Tausendstel °C gewährleistet werden kann. Außerdem ist LAUDA Partner bei Elektromobilität, Wasserstoff (z.B. Kühlung von Wasserstofftankstellen), Chemie, Pharma/Biotech und Halbleitern. Und auch in der Medizintechnik ist das Unternehmen vertreten, um beispielsweise im Operationssaal die Körpertemperatur des Patienten mittels Hypothermiegeräten zu stabilisieren.

Die Herausforderungen der Wirtschaft sind so mannigfaltig wie ihre Branchen

Die Branchen sind breit gefächert – LAUDA blickt optimistisch in die Zukunft, hat aber auch Sorgenfalten auf der Stirn. Die deutsche Wirtschaft schwächelt und steht vor großen Herausforderungen: Inflation, überbordende Bürokratie, Energieumstellungen durch Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Fakt ist: Stagnation statt Wachstum, Unsicherheit statt Glücksseligkeit prägen die wirtschaftliche Lage.

Hinzu kommt der Fachkräftemangel, der sich spürbar verschärfen wird, denn in den nächsten Jahren verabschieden sich die »Boomer« in den Ruhestand. Schon jetzt schränken Unternehmen ihre Tätigkeiten ein, weil es an qualifizierten Arbeitskräften mangelt. Insgesamt verzeichnete die Bundesagentur für Arbeit mehr als 760.000 offene Arbeitsplätze im Mai 2023. Im Zwölf-Monats-Durchschnitt von Juli 2021 bis Juli 2022 gab es in ganz Deutschland eine sogenannte Fachkräftelücke von knapp 540.000 Stellen. Das bedeutet, dass für eine halbe Million Stellen rein rechnerisch keine ausreichend qualifizierten Menschen auf dem Arbeitsmarkt vorhanden waren.

Im Fall von LAUDA ist es für bestimmte Positionen besonders schwer, geeignetes Personal zu finden, da das Unternehmen zwar sehr zentral, aber nicht in einer der Metropolen liegt. Dr. Gunther Wobser, der heute an der Spitze des Familienunternehmens steht, macht deutlich: »Wir haben verschiedene Maßnahmen auf den Weg gebracht, um den Nachwuchs langfristig zu sichern, aber auch um der heutigen Jugend Perspektiven aufzuzeigen. So habe ich die Futurelabs gGmbH gegründet, eine Initiative mit anderen großen Industrieunternehmen und Organisationen, die Jugendlichen den Raum gibt, ihre Fähigkeiten und Talente zu entdecken, und die Industrie als Handwerk und Arbeitgeber näherbringt.«

Die regionale Verbundenheit sitzt tief

Das Beispiel der gemeinnützigen Futurelabs gGmbH zeigt auf, was nicht selbstverständlich ist: Trotz seiner Unternehmensgröße und globaler Aktivität liegt LAUDA der Main-Tauber-Kreis rund um den Stammsitz in Lauda-Königshofen besonders am Herzen. Mittels mehrerer, regionaler Initiativen setzt sich LAUDA zusammen mit anderen Mitstreitern dafür ein, die Wirtschaft sowie die Verbundenheit vor Ort zu stärken und potenzielle Arbeitskräfte schon früh mit dem eigenen Unternehmen in Kontakt zu bringen. Angefangen bei der Förderung junger Menschen, die beispielsweise schon ab dem Alter von zwölf Jahren in der Futurelabs-Werkstatt ihre Talente entdecken und Interessen ausleben können, bis hin zu einem Digital Hub, einer Art heimischem Ökosystem, das bei der digitalen Transformation von Mittelstandsfirmen unterstützt.

Während die Effekte dieser Ansätze ihre Zeit braucht, reagiert LAUDA bei akutem Anlass mit engem Schulterschluss innerhalb der Belegschaft – und das hierarchieübergreifend. Wenn Bedarf besteht, wirken Führungskräfte und Geschäftsführung auch im Tagesgeschäft mit und zeigen, dass man Probleme am besten im Miteinander angeht. Zudem kommuniziert die Geschäftsführung offen und persönlich, z. B. auch in regelmäßigen Fragestunden per Teams.

Was die Produktpalette betrifft, konzentriert LAUDA sich in den derzeit wirtschaftlich unsichereren Zeiten auf die Kernkompetenz: Der Fokus liegt auf dem wachsenden Produktsegment der Temperierung, die Erschließung völlig neuer Märkte wird vorerst zurückgestellt – auch wenn das unternehmerische Credo von Dr. Gunther Wobser lautet, dass Innovation, Pioniergeist und Veränderung den langfristigen Erfolg sichern.

Es besteht Handlungsbedarf

Aus Sicht des Unternehmers sind die Lösungsansätze, die die deutsche Wirtschaft wieder wachsen lassen können, klar zu benennen: So benötige es verlässliche und attraktive Rahmenbedingungen durch die Politik, damit Unternehmende wieder in Deutschland investieren. Außerdem brauche es Innovationen aus dem Wirtschaftssektor selbst.

Wobser setzt dabei auf offene Innovation und Partnerschaften: »Deutschland gleicht einer Schlaftablette. Strategische Kooperationen von Mittelstand und Start-ups und der Austausch in einem großen Netzwerk mit Wirtschaft und Wissenschaft sind ein Weg raus aus dem Bequemlichkeitssessel, der uns die letzten Jahrzehnte solide getragen, aber leider kein Stück weitergebracht hat.«

Was man bei jedem Blick in die Zukunft und dem Ruf nach Veränderung nicht außen vorlassen sollte, sind neue Technologien. Ihnen Skepsis oder gar Ablehnung entgegenzubringen, kann bremsen statt beflügeln – vielmehr gilt es, ihre Chancen zu erkennen. Künstliche Intelligenz ist notwendig, den Mangel an Arbeitskräften abzufedern, und damit zu einem Haupttreiber für das notwendige Wirtschaftswachstum werden.

Dr. Gunther Wobser: — »Pioniere der deutschen Wirtschaft haben früher mutig mit Wissen und Experimenten Weltkonzerne aufgebaut. Wir können von unseren Gründenden nach dem zweiten Weltkrieg lernen und müssen trotz widriger Bedingungen das Kerngeschäft mutig voranbringen und den Blick für langfristige Innovationen schärfen.« © LAUDA

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