Metropolregion Rhein-Neckar
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Mehr Inklusion wagen!

Die Behindertenhilfe Bergstrasse (bhb) qualifiziert Menschen mit Beeinträchtigungen für den allgemeinen Arbeitsmarkt.

Stolz zeigt Tanja Heckmann (vorne rechts) ihren Arbeitsbereich bei Edeka Bylitza. Dominic Bylitza, Udo Dörsam, Anke Seitz und Dominik Unrath (von links) hören interessiert zu. © EDEKA Bylitza

Unternehmen der Region fungieren als Partner und binden die Menschen in sogenannten Betriebsintegrierten Beschäftigungen (BiB) in ihre Arbeitsprozesse ein. Die Unternehmen gewinnen auf diese Weise motivierte verlässliche Arbeitskräfte. Die Beschäftigten wiederum gewinnen an Achtung, Selbstwertgefühl und wachsen in ihrer Persönlichkeit. Kurzum: Eine klassische Win-win-Situation.

„Darf ich dir Frau Seitz vorstellen“, wendet sich Udo Dörsam an Dominic Bylitza. Dörsam leitet die Werkstatt der Behindertenhilfe Bergstrasse (bhb) in Fürth; Bylitza betreibt in der Odenwaldgemeinde einen Lebensmittelmarkt. Beide kennen sich seit vielen Jahren und haben schon in mehreren Inklusionsprojekten zusammengearbeitet. „Wir brauchen viel mehr solcher Unternehmer, die bereit sind, Menschen mit Beeinträchtigung eine Chance zu geben und sie als Arbeitskräfte in ihre regulären Betriebsabläufe zu integrieren“, sagt Dörsam und ergänzt. „Viele unserer Klienten sind handwerklich sehr begabt, wissen Dreh- oder Fräsmaschinen zu bedienen, können mit Motorsensen umgehen oder Traktor fahren. Andere verfügen über soziale Kompetenzen, die sie beispielsweise für pflegende oder hauswirtschaftliche Berufe nutzen können.“

„Wir brauchen mehr Betriebe mit sozialer Ader und Mut, die bereit sind, Menschen mit Beeinträchtigungen eine Chance zu geben. So können diese ihre Fähigkeiten im normalen Arbeitsleben austesten und bei entsprechender Eignung einer ganz normalen Beschäftigung nachgehen. Das ist dann zum Vorteil des Unternehmens und der Menschen.“

Udo Dörsam, Werkstattleiter bhb Bergstraße

Auf die Frage, welche Aufgaben ihr bei der bhb bisher am besten gefallen haben, antwortet Anke Seitz: „Eigentlich alle.“ Im Bildungsbereich der bhb erhält sie die Möglichkeit, sich beruflich zu qualifizieren. Ja, sie könne sich gut vorstellen, ein Praktikum bei Edeka Bylitza zu absolvieren. Nach der eingehenden Qualifizierung und Kompetenzförderung im Bildungsbereich dienen Praktika in der Regel als erster Schritt für weiterführende Ausbildungsmaßnahmen – oder für einen Eintritt ins ganz normale Arbeitsleben.

Diesen Freitagvormittag Ende März nutzt Seitz gemeinsam mit ihrem bhb-Bildungsbegleiter Dominik Unrath und Dörsam, um einen Eindruck zu gewinnen, was sie bei einem Praktikum in dem Fürther Lebensmittelmarkt erwarten würde. Für dieses Reinschnuppern hat sie hier bei Edeka Bylitza ein tolles Vorbild: Tanja Heckmann. Bei ihr ging schon vor einigen Jahren ein Praktikum nahtlos in eine sogenannte Betriebsintegrierte Beschäftigung (BiB) über. Das heißt: Die bhb behält sie weiterhin „auf dem Radar“, betreut und begleitet sie. Doch im Arbeitsalltag des Lebensmittelmarkts ist die junge Frau seit Langem kaum noch aus der Abteilung Trockensortiment wegzudenken. Ob Kaffee oder Konserven, ob Honig, Tee oder Trockenobst – sie sorgt dafür, dass die Regale gefüllt sind.

Am Anfang war dazu die Anleitung ihrer Vorgesetzten nötig. Heute stemmt Heckmann die meisten ihrer Aufgaben selbstständig ganz alleine. „Sie macht im Rahmen ihrer Möglichkeiten einen tollen Job, ist eine wertvolle, verlässliche Kraft, arbeitet weitgehend eigenständig und ist fest in unser Team integriert“, lobt Kaufmann Bylitza. Er fügt hinzu: „Seit mehr als einem Jahrzehnt habe ich eine weitere Person mit Beeinträchtigungen fest bei mir angestellt. Der junge Mann übernimmt in seinem Arbeitsbereich inzwischen sogar eigenverantwortlich die Warenbestellung.“

Aber klar: Inklusion gelingt nicht immer so vorbildlich wie in diesen Fällen. „Wie überall im Berufsleben passt es manchmal einfach menschlich nicht“, führt Bylitza aus. „Oder die Qualifikation reicht nicht aus. Durch unseren kurzen Draht zur bhb finden wir gemeinsam dann aber immer schnell eine für alle Beteiligten gute Lösung.“

Behindertenhilfe Bergstrasse

Seit 1971 ist es Ziel der Behindertenhilfe Bergstrasse (bhb), die Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen am Arbeits- und gesellschaftlichen Leben zu stärken sowie ihnen eine möglichst selbstständige und individuelle Lebensgestaltung zu ermöglichen. Aktuell betreut die bhb an ihren drei Standorten in Bensheim, Lorsch und Fürth rund 650 Menschen. Der Großteil davon ist in den Arbeitsgruppen beziehungsweise Werkstätten der bhb aktiv. Als Dienstleister erledigt die bhb Aufträge externer Kunden, unter anderen in der Metall- und Holzverarbeitung, der Garten- und Landschaftspflege oder übernimmt Montage- und Verpackungstätigkeiten. Mehr als 50 von bhb betreute Personen arbeiten derzeit extern im Rahmen Betriebsintegrierter Beschäftigungen bei Drittunternehmen.

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